Mangelwirtschaft und Mangelwaren sind Begriffe, die gern mit der DDR in Verbindung gebracht werden. Dabei gab und gibt es Mangel an bestimmten Waren und Produkten in vielen gesellschaftlichen Systemen und auch im astreinen Kapitalismus sind wir nicht vollkommen davor gefeit. Das wird gerade in pandemischen und politisch unruhigen Zeiten offenbar, in denen weltweite Abhängigkeiten brutal ans Licht treten. Der Mangel an bestimmten Gütern wie Südfrüchten war in der DDR ebenfalls politischen Verstrickungen geschuldet. Mangel herrschte vor allem an Gütern, die man für Devisen, also für westliche Währungen wie D-Mark oder Dollar einkaufen musste. Dabei hat die DDR auch allerhand Devisen eingenommen.
Devisen war das Zauberwort
Der DDR-Außenhandel war eine wichtige Säule des real existierenden Sozialismus, denn gehandelt wurde viel und mit Vorliebe mit dem westlichen Ausland, um an die begehrten Devisen zu gelangen. Mancher alteingesessener BRD-Bürger würde im Nachhinein nicht schlecht staunen wenn er gewusst hätte, dass ein großer Teil der Waren von Otto, Quelle oder C&A Made in GDR war. Für die Beschaffung von Devisen wurde in der DDR nahezu alles getan. Der talentierte Wirtschaftsfunktionär Alexander Schalck-Golodkowski verscherbelte dafür sogar Kunst und Antiquitäten. Aber am Ende waren eben trotzdem nie genug Devisen da, um die Bevölkerung mit begehrten Gütern wie Südfrüchten ausreichend zu versorgen.
Bunte Bilder aus dem Westen
Insbesondere in der Bundesrepublik war man derweil auch nicht faul. Wohl wissend, dass ein Großteil der DDR-Bürger Westfernsehen empfangen konnten, richtete man die werbewirksamen Inszenierungen vom Leben in unendlichem Wohlstand nicht nur an die Bewohner des eigenen Landes. Geradezu Symbolkraft entwickelten dabei die von Südfrüchten wie Orangen, Ananas, Bananen und Weintrauben überberstenden Regale und Auslagen. Kein Wunder, dass das so manchen DDR-Bürger frustrierte. Denn es kam zuweilen vor, dass gerade im Winter die Gemüseabteilung der Kaufhalle nicht mehr zu bieten hatte, als ein paar Kohlköpfe, scheußlich schmeckenden Rhabarbersaft und Konserven mit Mischgemüse. Das war praktisch der Gegensatz zu dem, was man im ARD und ZDF sah und für die pure Realität hielt.
Haben wir so viel entbehrt?
Natürlich weiß inzwischen auch jeder ehemalige DDR-Bürger, dass die ständige Verfügbarkeit von Banane, Mandarine und Kiwi kein Garant fürs Lebensglück ist und dass die süßen Früchte im wahrsten und im übertragenen Sinne nicht selten vergiftet sind. Tatsächlich haben wir als Kinder in der DDR nichts entbehrt. Die Hauptstadt Berlin wurden ohnehin recht gut mit Südfrüchten versorgt. Die gelangten dann nicht selten als Tauschobjekte für eine Urlaubsunterkunft oder für begehrte Produkte aus anderen Regionen in die andere Bezirke. In bestimmten Zeiten wie im Advent wurde auch in Karl-Marx-Stadt und Cottbus zuweilen das Füllhorn ausgeschüttet.
An Vitaminmangel litt keiner
Ansonsten gab es Birnen und Äpfel zur Saison und zuweilen auch Kirschen, Erdbeeren und frische Ananas. Diabetiker hatten Bezugsscheine für Pampelmusen. Bananen und Melonen gab es selten und dann standen Schlangen. Außerdem waren DDR-Bürger mehr als heute Selbstversorger und viele hatten einen eigenen Garten mit reichlich Obst- und Gemüse. Mit der Kubaorange wollten die Genossen ihren Bürgern dann endlich die eigene Südfrucht in Hülle und Fülle offerieren, doch die hartschaligen und nur mäßig schmeckenden Früchte wurden von vielen als Affront betrachtet. Die Kubaorange wurde darum schnell selbst zum Ladenhüter und fristete ihr Dasein neben Weißkohl und gelben Rüben.