Tatsächlich waren auch viele DDR-Produkte Markenprodukte mit einem ganz eigenen Design. Es gab an die 700 DDR-Marken. Viele haben die Wende leider nicht überlebt, was gewiss mit daran lag, dass die Ostdeutschen nun endlich den Westen schmecken wollte und die eigenen Produkte (vorerst) verschmähten. Ehe man gemerkt hatte, dass im Westen auch nur mit Wasser gekocht wird und die guten alten DDR-Produkte, Lebensmittel und Getränke es durchaus mit Westprodukten aufnehmen können, war es für so manche Marke schon zu spät. Bei den Marken die überlebt haben gibt es Unterschiede. Manche haben es tatsächlich aus eigener Kraft geschafft. Andere hingegen wurden einfach von westdeutschen Unternehmen mit ihrem alten Markennamen übernommen.
Marken sind eben nicht nur Schall und Rauch
Ein gutes Beispiel für die zuletzt genannte Kategorie ist die DDR-Waschmittelmarke Spee. Spee gibt es noch, gehört aber jetzt zu Henkel. Man muss sich allerdings klar machen, dass ein solches Vorgehen im Turbokapitalismus gang und gäbe ist. Die meisten großen Weltmarken sind inzwischen für Millionen- und Milliardenbeträge an Megakonzerne verkauft. Sich die Markenrechte zu sichern, ist ein Riesengeschäft. Der Kunde kauft eben wider besseren Wissens in erster Linie Marken und nicht Produkte. Um so interessanter ist es, wie schnell erkannt wurde, dass sich auch mit so mancher schon totgesagten DDR-Marke doch ganz gut Geld verdienen lässt. Dabei ist anzunehmen, dass vor allem im Osten Deutschlands diese Produkte gekauft werden.
Geistige und kultige Getränke aus dem Osten
Wie das nun im Einzelnen bei den heute noch erfolgreichen DDR-Marken gelaufen ist, lässt sich auf die Schnelle nicht feststellen. Ein Musterbeispiel für das Überleben einer Marke aus eigener Kraft ist Rotkäppchen. Die Sektkellerei Rotkäppchen aus dem ostdeutschen Freyburg an der Unstrut, die schon 1856 gegründet wurde, hat es sogar geschafft von der Seagram-Gruppe aus Kanada die Marken MM Extra und Mumm zu übernehmen. Ebenfalls überlebt hat der Bierbrauer Hasseröder aus Sachsen-Anhalt. Hasseröder ist heute das meistgetrunkene Bier im Osten. Ebenfalls sehr erfolgreich sind das Radeberger Bier aus Sachsen und das Lübzer Pils aus Mecklenburg-Vorpommern. Beide Biere waren zu DDR-Zeiten rar und heiß begehrt. Beide Marken wurden damals auch schon im Westen verkauft. Sie wurden gern gekauft, weil die Qualität hervorragend war und der Preis außerordentlich niedrig. Auch die Vita-Cola gibt es noch, die 1958 entwickelt wurde, um den Ostdeutschen einen Ersatz für die Weltmarke Coca-Cola zu bieten. Vita-Cola ist die zweitbeliebsteste Cola in Deutschlands Osten. Der Pfeffi hat ebenfalls überlebt, ein eher gewöhnungsbedürftiger, giftgrüner Pfefferminzlikör.
Mehr alte Marken aus der DDR als gedacht
Wenn man sich etwas näher mit DDR-Marken auf dem heutigen Markt beschäftigt, stellt man fest, dass es davon mehr gibt als gedacht. Auf jeden Fall zu viele, um sie alle zu nennen. Da wären noch der Bautzener und der Altenburger Senf, beide immer noch gut und sehr günstig. Nudossi und Naschi sind Schoko-Nuss-Brotaufstriche ähnlich wie Nutella und werden nach wie vor gern auf das knusprige Brot Filinchen oder auf Burger Knäckebrot gestrichen. Florena (Kosmetik), Spreewaldhof (Gurken), Leckermäulchen (Quark), Halloren (Pralinen), Halberstädter und Die Thüringer (Wurst), Zörbiger (Rübensirup) und Zetti (Süßigkeiten) sind weitere „Überlebende“, um nur einige zu nennen.