Die sächsische Küche ist ein recht komplexes Thema, denn Tatsache ist, dass es im Erzgebirge andere kulinarische Traditionen gibt als im Vogtland oder in Leipzig. Eines aber ist die sächsische Küche überall: deftig. Man mag ordentlich Fleisch auf dem Teller, ob als Dresdner Wiegebraten, Sauerbraten, Radeberger Biergulasch oder Bratwurst. Vor einem Fleischgericht, oder besser fleischartigem Gericht, muss an dieser Stelle gewarnt werden: die Sächsischen Flecke. Das ist eine Art süß-saurer Eintopf aus Kartoffeln, sauren Gurken und Kuheuter. Wenn die Schulspeisung diesen im Programm hatte, fiel das Mittagessen aus. Ähnlich war es mit Gräupchen (Graupensuppe). Doch sind das zugegebenermaßen sehr subjektive Wertungen. Beide Gerichte haben bis heute ihre Liebhaber.
Kein wirklicher Mangel
Der Westdeutsche stellt sich den DDR-Bürger bis heute als Darbenden vor. Doch an Speise mangelte es nicht, wenngleich diese vielleicht manchmal etwas einseitig ausfiel. Die Gemüseabteilung der Kaufhalle wurde im Winter von Weiß- und Rotkohl dominiert und als Südfruchtersatz spendierte die Partei dem Volk die Cubaorange, die mit der uns bekannten Orange relativ wenig zu tun hatte. Starken Zulauf hatten in der DDR die doch recht zahlreichen privaten Bäcker und Metzker, die oft ein hervorragendes Handwerk ausübten. Vor allem aber beim Metzker gab es die sogenannte Bückware, das heißt besonderes Fleisch wie etwa Rinderfilet wurde diskret verpackt nur an die besten Kunden abgegeben.
Vom großen Bruder
Wie überall in der DDR versuchte man auch in Sachsen die sowjetische Leitkultur zu etablieren. Das machte sich auch in der Küche bemerkbar. Soljanka kannte in Dresden und Leipzig jedes Kind. Die DDR-Soljanka hatte allerdings mit der original russischen wenig gemein. Hier verarbeitet man Wurstreste und Letscho (ungarisches Paprika-Tomaten-Gemüse), was durchaus schmecken konnte. Bei Kindern beliebt waren besonders die russischen Bonbons und Moskauer Eis. Zwar blieb einem die Sowjetunion irgendwie fremd, aber alles Süße von dort war gut. So trug man sein Taschengeld mitunter ins Magazin, einen Laden für russische Armeeangehörige. Hier lagen die großen Bonbons in Gläsern, die russischen Verkäuferinnen trugen bunte Mohairmützen, waren stark geschminkt und benutzten einen Abakus.
Sachsen bürgerlich
Es gab durchaus auch gutbürgerliche Lokale, die eine ebensolche Küche pflegten. Weit über die Grenzen Sachsens hinweg bekannt war ein Restaurant in der Nähe des Sternmühlentals bei Chemnitz. Da konnte es schon mal passieren, dass man am Sonntag anstehen musste. Hier servierte man die herrlichsten Rouladen und Wildgerichte mit hausgemachten Kartoffelklößen oder „Forelle Müllerin“. Ein Kuriosum gab es in Karl-Marx-Stadt: die Roßschlächterei Franklin Hoffmann. Dort wurde ein besonders preiswerter Mittagstisch angeboten, bestehend aus Pferdebulette, Kartoffeln und matschigem Gemüse. In den Kneipen war das Speisenangebot überschaubar. Zu den Standards gehörten „Warmes Eckchen“ (Bratenbrot) und „Strammer Max“ (Hackepeter mit Spiegelei und Gürkchen).
Nimm ein Ei mehr
Auch in Sachsen gab es fast überall eine HO- oder Konsum-Gaststätte „Zum Goldbroiler“. Vergleichbar waren die mit der „Wiener Wald“-Kette in Westdeutschland. Die DDR hatte die Hühnerhaltung im großen Stil für sich entdeckt. Mit Broilern (zu englisch „broil“) in allen Variationen war das Volk gut satt zu bekommen. Im Jahr 1984 herrschte ein besonders harter Winter. Viele männlichen Werktätige wurden in die Heizkraftwerke abgestellt und die Hühner erfroren zu Tausenden in den Legebatterien. Eine tatsächliche Versorgungslücke tat sich auf. Es gab lange keine, Hühner und Eier und Eierteigwaren mehr. Der Slogan „Nimm ein Ei mehr“ wurde in allen sächsischen Kaufhallen schnell entfernt.
Aber das Essen war z.T. super !
Oh, ich habe das also alles nicht nur geträumt! 🙂
Das Magazin in der oberen Leninstraße in Karl-Marx-Stadt war immer ein guter Anlaufpunkt für Kaffee, Immergut usw.
Beim Rossschlachter Hoffman in der Augustusburger Str. konnte man nicht nur günstig essen, sondern auch günstg einkaufen, wie z.B. Jagdwurst, Wiegebraten für einen herrlchen Goulasch, Rouladen und natürlch die Riesenfrikadellen, oder wie der Sachse in seiner unverwechselbaren Mundart sagt: Beffsteck!