Die Rezepte waren einfach, denn man hatte nicht viel in der DDR, und das galt natürlich auch für Mecklenburg-Vorpommern – aber einiges gab es dort in ausreichender Menge, und das waren Fisch, und Kartoffeln, auch Tüften genannt. Mit deren Anbau wurde in Mecklenburg-Vorpommern auf Geheiß des preußischen Königs begonnen, und sie waren auch zu DDR Zeiten ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Rezepte. Die ausgedehnten Wälder von Mecklenburg-Vorpommern brachten zwar nicht jedem Bürger Wild auf den Teller, aber die Möglichkeiten waren durchaus gegeben. „Die Jagd gehört dem Volke“ – mit diesem Slogan wollte man sich vom Kapitalismus und seiner „Bonzen-Jagd“ abgrenzen. Wer mit dem Staat jedoch nicht genügend konform ging (also besser keine Waffe bekam), sammelte eben Pilze.
Die Rezepte der Bürger von Mecklenburg-Vorpommern sind geprägt von einer süß-sauren Küche, wie man sie ohnehin häufig in DDR-Kochbüchern fand. Grünkohl landete im Herbst und Winter immer auf dem Tisch, und wurde gern mit Rosinen verfeinert. Eine echte Spezialität der Region.
Hauptnahrungsmittel war jedoch Fisch in allen Variationen. Dorsch, Hering, Makrele, Scholle, Zander oder Aal, am liebsten geräuchert – der Fischreichtum der Ostsee, und, bis 1977, als die 200 sm -Zonen eingeführt wurden, auch des Nord-West -Atlantiks, füllte die Teller. Die Gründung des Außenhandelsbetriebs Fischimpex Rostock 1980 zum Ausgleich der Benachteiligung der DDR durch die internationalen Fischereirechte führte nicht zu einem größeren Variationsreichtums auf den mecklenburgischen Tellern – die Fänge wurden zum Exportgut.
Die typischen Rezepte aus Mecklenburg-Vorpommern zur DDR-Zeit enthielten einfache und deftige Gerichte, die dem rauen Klima Rechnung trugen. Stralsunder Fischertopf, Dorsch mit Petersiliensauce, Möhren in Eiersauce oder, bei den Kleinen besonders beliebt, Buttermilchplinsen; die Hausfrauen aus Mecklenburg-Vorpommern machten es wie alle anderen Frauen der DDR, nämlich das Beste aus dem, was vorhanden war.
Wer ein einfaches und ursprüngliches Gericht nachkochen möchte und keinen Fisch zur Hand hat, dem sei der preiswerte (auch das ist typisch für viele DDR-Rezepte) Graupeneintopf nach Mecklenburger Art ans Herz gelegt.
Dieses einfache Gericht schmeckt nach dem Aufwärmen am nächsten Tag sogar noch besser und war perfekt geeignet, den Fischer nach einem anstrengenden Tag an Deck wieder zu Kräften zu bringen.