Brandenburg ist immer eine Zuzugsgegend gewesen. Aus der gesamten DDR wurden Menschen hier angesiedelt, um in der Landwirtschaft, in volkseigenen Betrieben, in der Volksarmee oder im Bildungswesen zu arbeiten. In den letzten Jahren nimmt diese Tendenz, zumindest nahe Berlin, wieder zu. Durch die vielen „zugewanderten“ Einflüsse ist es schwierig, von einer original Brandenburger Küche zu sprechen. Wer prägte in Brandenburg Rezepte? Die Sachsen-Anhaltiner, Mecklenburger, Sachsen und Thüringer hatten schließlich ihre Küche mitgebracht. Zuvor waren schon Siedler aus der Schweiz, Holland, Frankreich und der Pfalz in das Land zwischen Elbe und Oder gekommen. Trotzdem prägten die natürlichen Gegebenheiten – Wälder, Landwirtschaft und zahlreiche Gewässer – eine spezifische Brandenburger Küche. Viele Rezepte zeichnet sich durch Zutaten wie Fisch, Wild, bestimmtes Gemüse und Pilze aus.
Bodenständig und slawisch geprägte Rezepte
Brandenburg ist traditionell ein Agrarland mit teils fruchtbaren, teils recht sandigen Böden. Die früher recht arme Bevölkerung pflegte eine bodenständige und nahrhafte Küche mit slawischen Einflüssen. Besonders ausgeprägt ist das Slawische natürlich im Spreewald, wo die sorbische Minderheit die gesamte Kultur prägte. Immer war Brandenburg auch für die Versorgung Berlins zuständig. Durch königliche Verordnung sorgte Friedrich der Große 1750 hier für den verstärkten Anbau von Kartoffeln. Getreide sowie Obst- und Gemüsebau waren schon immer die Eckpfeiler der brandenburgischen Landwirtschaft. Rezepte mit Kartoffeln, Birnen, Rüben und Äpfeln nährten die kleinen Leute.
Spargel, Fisch, Rübchen und Gurken
Brandenburg gilt als klassisches Spargelanbaugebiet. In der DDR war es der arbeitenden Bevölkerung aber selten vergönnt, das feine, einst von den Hugenotten aus Frankreich eingeführte Gemüse zu essen. Wie alles, was sich zu Devisen machen ließ, gelangte auch der beste Spargel in den Westen. Ähnlich war es mit edlen Fischarten, die es in Brandenburger Seen zahlreich gab. Forelle und Karpfen war durchaus zu haben. Ein Aal oder Zander hingegen galt als außerordentliche Rarität. Die heute wieder so berühmten Teltower Rübchen waren in der DDR weitgehend vergessen. Die Spreewaldgurke dagegen lag auch beim DDR-Bürger auf dem Teller. In den Handel gelangten meist nur Gläser mit groben Gurkenscheiben. Die zarten Gürkchen standen wahrscheinlich bei Aldi im Regal.
Gute Beziehungen und deftiges Essen
Wer in einer LPG mit Tierzucht arbeitete, kam vielleicht in den Genuss, das persönliche Fleischkontingent aufzustocken. Das verschworene Kollektiv hielt sich manchmal inoffiziell ein zusätzliches Rind oder ein Schwein, das nach der Schlachtung brüderlich geteilt wurde. Einen bekannten Metzker, der die Verarbeitung übernahm, hatte man auch an der Hand. Glücklich konnte sich auch der schätzen, der mit einem Jäger befreundet war und so ab und an zu einem Stück Wild kam. Kasseler, eine preußische Erfindung des Metzkermeisters Cassel, und Eisbein waren auch in der DDR äußerst beliebt und verbreitet.
Obstwein, Bier und Pilze des Waldes
Obstweine und Säfte aus dem Havelland waren auch in der DDR bekannt und mit Glück erhältlich. Man konnte eigen Äpfel in die verschiedenen brandenburgischen Mostereien bringen und erhielt für wenig Geld eine bestimmte Menge an Apfelsaft oder Apfelwein. Das Brauereigewerbe spielte in Brandenburg auch stets eine Rolle. Doch Biermetropolen wie das brandenburgische Bernau verloren zu DDR-Zeiten an Bedeutung. Was allen DDR-Bürgern zugänglich war, waren die Pilze des Waldes. Maronen, Steinpilze und Pfifferlinge wachsen in Brandenburgs Wäldern reichlich und sorgten jedes Jahr im Herbst für Höhepunkte auf dem Speiseplan.