Thüringen kulinarisch – regionale Rezepte zu DDR Zeiten

Selbst wer noch nie in Thüringen war, hat schon mal etwas von der Thüringer Rostbratwurst oder von Thüringer Klößen gehört. Man kann ohne weitere sagen, dass Thüringen-Rezepte Weltruhm erlangt haben. Die Frage, ob diese regionale Küche in der DDR anders gewesen sei als heute, ob es eigene DDR-Rezepte gab, lässt sich nicht so ohne weiteres beantworten. Natürlich musste man wie fast überall im Land mitunter improvisieren. Aber man ist findig in Thüringen. Rezepte wurden eingehalten, egal wer das Zepter in der Hand hielt. Das Herstellen von Thüringer Klößen folgt in vielen Thüringer Familien bis heute einem festen Ritual.

Thüringen-Rezepte über Generationen weitergegeben

Man benötigt für die Grünen Klöße Kartoffeln und Brötchen, beides reichlich vorhanden, auch in der DDR. Rezepte für die Klöße sind eine Art Familiengeheimnis. Es gibt für ihre Zubereitung eigene Küchengeräte und Utensilien, die ebenfalls weiter vererbte werden. Dazu gehören Leinensäcke, in denen der Kloßteig geschleudert wird, extra große Kloßtöpfe und ein gusseiserner Apparat mit Kurbel, in dem man die rohen Kartoffeln durchdreht wie in einem Fleischwolf. DDR-Rezepte für grüne Klöße, Sauerbraten und Bratwurst in DDR-Kochbüchern unterscheiden sich in nichts von denen, die schon 100 Jahre alt sind. Klassiker bleiben eben Klassiker, auch im Wandel der Systeme.

Nutzgarten und gute Verwandtschaft auf dem Dorf

Viele DDR-Bürger hatten selbstverständlich einen Nutzgarten mit Bohnen, Kartoffeln, Tomaten, Gurken, aller Art Obst und Blumen. Damit war man ein Stück weit unabhängig von der Versorgungslage. Was nicht gegessen wurde, wurde eingekocht. Bäcker und Metzker gab es zahlreich. Ein Rinderfilet zu ergattern, war schwierig. Aber es gab ja genug Thüringen-Rezepte für leckeren Schweinebraten, für Gulasch oder für Buletten, hier Beefsteak genannt. Der Festtagsbraten war und ist in Thüringen eine Gans oder ein Kaninchen. Kleintierzucht war weit verbreitet und wurde subventioniert. Glücklich war der, der seinen Braten von Verwandten beziehen konnte, die auf dem Land Tiere hielten.

Karpfen blau, Kartoffelsalat und Wiener Würstchen

Gerade an den Festtagen hielt man an strengen Speisefolgen fest. An Heilig Abend gab es Kartoffelsalat und Wiener Würstchen und Silvester Karpfen blau. Sicher gab es auch typische DDR-Rezepte, etwa für Soljanka und Jägerschnitzel. Schließlich konnte es nicht jeden Tag einen Festtragsbraten geben und in diesen Gerichten verarbeitete man Jagd- und andere Wurst durchaus kreativ und schmackhaft. Das waren aber keine Thüringen-Rezepte und die Beliebtheit solcher Gerichte war in Thüringen sicher kaum höher als anderswo in der DDR. Wenn die Oma in den Westen fuhr, war sie beauftragt, Ananas in Dosen und Schokolade mitzubringen. So bescheiden waren die kulinarischen Sehnsüchte in der DDR. Rezepte für diese Mitbringsel sprachen sich schnell herum.

Sehnsucht nach exotischer und fremder Küche

Der legendäre Toast Hawaii war hier ebenso beliebt wie im Westen. Man aß gern Ragout fin und Steak ou four. Das waren sicher typische DDR-Rezepte. Mit fantasievollen Namen für Speisen konnte man so wenigsten kleine Reisen im Kopf unternehmen. Zu Ruhm gelangte der Suhler Koch Rolf Anschütz. Der Film „Sushi in Suhl“ ist eine Hommage an seine Lebensleistung. Thüringen-Rezepte prägten den Beginn seiner Karriere als Leiter der HO-Gaststätte „Waffenschmied“. Doch immer mehr verschrieb er sich der japanischen Küche. Mit großem Improvisationstalent wurde er mit seinen Kochkünsten sogar in Japan zur Legende, sehnte sich aber nach einem Besuch des fernen Landes schnell wieder nach Thüringen zurück.

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